Viva Las Vegas
Reklamekonzept | Reklamereglement
Mai 2020 | Ira Giesen
Wer jemals in Las Vegas war, wird sich wohl sein ganzes Leben lang an diese Stadt erinnern. Neben einarmigen Banditen und Roulettetischen sind sie die Wahrzeichen dieser Stadt: die grellen, schrägen unverwechselbaren Leuchtreklamen von Las Vegas. Sie prägen das Bild der Stadt und haben in diesem Fall sogar einen symbolischen Charakter bekommen, sie stehen für Glücksspiel, Millionäre und Hochzeiten.
Die alte Leuchtreklame des ehemaligen → Stardust Hotel und Casino am Strip in Las Vegas im US-Bundesstaat Nevada. Dieses gehörte der Boyd Gaming Corporation. Es wurde 2007 abgerissen. Nun ist die Leuchtreklame im → Neonschildmuseum in Las Vegas zu bewundern.
Identifikation und Charakter
In der Schweiz ist es nicht ganz so extrem. Aber auch hier hat man das Gefühl, jeden Tag würden neue Cafés und Geschäfte eröffnen, nimmt das jedoch eher unbewusst wahr. Denn wahrgenommen werden diese Geschäfte erst durch Reklameanlagen, wenn es grössere Geschäfte sind, und Beschriftungen, wenn es kleinere sind. Den Geschäften geben Reklameanlagen eine Kennzeichnung und Identität, der Stadt aber geben sie einen Charakter und prägen den öffentlichen Raum.
Das Haus Ober in Zürich war vor langer Zeit ein Warenhaus, gegründet von → Robert Ober. Obwohl das Warenhaus längst nicht mehr existiert, ziert die → denkmalgeschützte Leuchtschrift noch heute das Dach des Gebäudes, in dem heute das Casino untergebracht ist.
«Reklameanlagen sind leuchtende, angestrahlte oder unbeleuchtete Schriften, Kästen, Tafeln, Schilder, Stelen, Baureklamen usw. Sie dienen in der Regel der Aussenwerbung und werden in räumlichem Bezug zu einer Geschäftslokalität oder eines Verkaufsladens am Gebäude angebracht oder auf privatem Grund aufgestellt. Die Elemente der Aussenwerbung bilden eine sich ständig verändernde Schicht von Schriften und Zeichen, die sich über die gebauten Strukturen legt. Reklameanlagen stehen gestalterisch und in der Wahrnehmung in direktem Zusammenhang mit der Architektur, die oft als Träger und Hintergrund dient. Aussenwerbeanlagen sind bewilligungspflichtig. Für die Beurteilung und Bewilligung von Reklameanlagen hat sich, basierend auf den gesetzlichen Grundlagen, eine Bewilligungspraxis etabliert, die im Einzelfall Kompromisse zwischen privaten und öffentlichen Interessen ermöglicht.»
Stadträtin Kathrin Martelli, Vorsteherin Hochbaudepartement der Stadt Zürich
Die Reklamebeschriftung des ehemalige Restaurant → Clipper, das von der Architektin → Tilla Theus 2015 → umgebaut wurde, steht unter → Denkmalschutz. So muss sich die Reklame des neuen Nutzers unterordnen bzw. anpassen.
Wunsch und …
Möchte man ein Geschäft eröffnen, braucht man mehr als nur einen geeigneten Ort, passende Waren, eine funktionierende Logistik und grandioses Personal. Man benötigt vor allem kaufkräftige Kundschaft. Damit die Kunden das neue Geschäft finden, muss es identifizierbar gemacht werden, das heisst, es muss sich beschriften.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Beschriftung, und natürlich möchte sich jeder von der Konkurrenz abheben, besonders auffällig angeschrieben und somit auch gekennzeichnet sein.
Die grosse Neonreklame mit dem rund um die Uhr blinkenden Pfeil in Richtung Eingang schwebt so manch einem schon vor dem geistigen Auge. Ebenso wie die das Gebäude flankierenden Schriftzüge oder das grosse auf dem Dach thronende Logo … Doch weit gefehlt, denn spätestens jetzt wird man zum einen von den Kosten erschlagen und zum andern vom Amt für Städtebau auf den harten Boden der Realität zurückgeholt.
… Wirklichkeit
Wie in der Definition erwähnt, gibt es in einer Stadt wie Zürich diverse Departemente, die über jegliche Arten von Beschriftung, Reklame- und Werbeanlagen an Gebäuden beraten, damit das städtische Bild von Architektur und öffentlichem Raum im Einklang ist und bleibt.
Jedes Departement hat verschiedene Kommissionen, die über neue Reklamen und Beschriftungen beraten und entscheiden. Sie haben eine Reklameverordnung definiert und festgelegt, an die sich jeder Ladenbesitzer, jede Firma, Institution und → Signaletik-Fachplaner und Architekt halten muss.
Für die unterschiedlichen Gebäudearten, wie z. B. ein Neubau oder ein unter Denkmalschutz stehendes Gebäude, gelten unterschiedliche Reglemente. Bei einem denkmalgeschützten Gebäude wird darauf geachtet, dass so wenig fremde Elemente wie möglich den Charakter der Architektur stören. Bei einem Neubau dagegen wird das Umfeld, in dem er steht, miteinbezogen, und es wird darauf geachtet, dass ein homogenes Bild entsteht. Generell wird auf das Zusammenspiel zwischen Grösse, Umgebung, Art und Zeit der Beleuchtung, Abbildung/Logo und Ausführung grosser Wert gelegt.
Das → Jecklin Haus an der Rämistrasse wurde 2019 umgebaut. Signito hatte die Idee des upcycling, die alten Leuchtbuchstaben für die Beschriftung der neuen Mieter des → Haus zum Pfauen an der Rämistrasse wiederzuverwenden.
Das Jecklin-J dient als Beschriftungsträger für eine neue Mieter-Ära.
Das Jecklin-n dient als Beschriftungsträger für einen Mieter im Innenraum.
Für das Lenin-Haus hat Signito eine Stele entworfen. Für diese Massnahme ist ebenfalls eine Bewilligung nötig.
Signito betreut Projekte vom Konzept bis zur Ausführung.
Die Stele an der Spiegelgasse 14, vor dem → Haus, in dem Lenin von 1916–1917 lebte.
Die neue Signaletik des → Löwenbräukunst, entwickelt von Signito.
Der grosse Übersichtsscreen hilft den Besucher:innen, sich im Gebäude zu orientieren.
Die Aussenbeschriftung des Gebäudes.
Schritt für Schritt
Hat nun Signito, die Fachplanerin Ihres Vertrauens, ein nicht ganz so pompöses, aber umso effektiveres Konzept ausgearbeitet, wird eine Reklamebewilligung eingeholt.
Verzichtet man darauf, muss man mit einer Busse rechnen.
Wenn die Kommission zum Schluss gekommen ist, dass die Schrift zu gross ist und verkleinert werden muss oder ein einheitlicheres städtisches Bild erzielt werden soll, kann es durchaus sein, dass man gewisse Anpassungen in den Ausführungen machen muss und erst in einem zweiten Gesuch die gewünschte Bewilligung erhält.
Diese Bewilligung muss mit jedem Wechsel erneut eingeholt werden, man erhält damit keinen Freifahrtschein für eine x-beliebige Reklameanlage. Wenn der Besitzer wechselt und die Schrift der Reklame nicht mehr «Glühbirnen Müller» sondern «Birnen Meier» heisst, muss ein neues Reklamegesuch gestellt werden. Soll eine alte Reklamebewilligung bestehen bleiben, so kann das neue Gesuch auf Basis der alten Bewilligung erstellt werden. Das bedeutet jedoch nicht, dass man die Reklamebewilligung dadurch automatisch erhält.
Das Onlineportal der Stadt Zürich für → Reklamebewilligungen.
Natürlich kommt die Bewilligung vom Amt als Einschreiben.
Und enthält sämtliche die Bewilligung umfassenden Details.
Wenn Sie nun zu viel «müssen» gelesen haben …
… dann können Sie sich gerne an uns wenden. Wir sehen dieses «Müssen» als eine schöne Aufgabe an! Wir entwickeln sehr gerne Konzepte für unsere Kunden, die zu ihnen und dem jeweiligen Ort passen. Die Individualität des Kunden berücksichtigen wir dabei ebenso wie jene des Ortes. Und das ist unser Antrieb für den Alltag.
Es lohnt sich in jedem Fall, früh genug und vor Beauftragung der Handwerker gewisse Vorabklärungen zu machen. So erspart man sich unter Umständen viel Bürokratie, Zeit und Geld. Und man kann das Geschäft entspannter eröffnen.
Einige Beispiele für Reklameanlagen aus Zürich.
Die berühmt-berüchtigte Haifischbar am Limmatquai.
Beschriftung eines historischen Gebäudes am Limmatquai.
Aussenwerbung des Traditionsgeschäftes «Optiker Zwicker».
In die Architektur integrierte Beschriftung an der Bahnhofstrasse.
Das 25h Hotel an der Langstrasse mit seinem Reklameschrift-Band an der Fassade.
Der Eingang Sihlpost des Hauptbahnhofs Zürich.
Das Hotel Sonne an der Langstrasse.
Die modernisierten Kugeln am Bally-Haus, die jeden Tag ein anderes Wort für den Tag anzeigen.
Die Signaletik für das Stadthaus Zürich.