Zeichen und Symbole
Eine Zeitreise von den ägyptischen Hieroglyphen zu den heutigen Emojis
April 2020 | Fiona Zellweger
Als der Mensch begann, Gesehenes und Erlebtes festzuhalten, entstanden auf Wänden von Höhlen abstrahierte Bilder, woraus sich über Jahrhunderte das entwickelte, was wir heute als «Schrift» bezeichnen. Nichtsdestotrotz kommen wir nicht ohne Zeichen und Symbole aus und sie begegnen uns immer mehr in unserem Alltag – Tendenz steigend.
Sind Zeichen und Symbole Synonyme? Nein, aber fast! Der Unterschied zwischen einem Zeichen und Symbolen ist übergreifend: von einem Symbol spricht man im deutschen Sprachgebrauch, wenn sich hinter dem Zeichen ein erhobener Begriff oder Vorgang versteckt, der oft ohne erkennbaren Zusammenhang mit dem abgebildeten Bild steht. Zeichen sind Konventionen, die eine grössere oder kleinere Gruppe von Menschen verstehen, sie können mit einem erkennbaren Gegenstand in Verbindung stehen oder völlig ungegenständlich sein.
Der Mensch fokussierte sich im Laufe der Evolution, hauptsächlich auf sprachliche Mitteilung. Erst in den letzten Jahrhunderten begann er, Mitteilungen in Form von Schrift zu fixieren. Wobei erst ab dem Zeitpunkt von Schrift gesprochen wird, als Zeichnungen in direkter Verbindung mit ausgesprochenen Silben, Wörtern oder Satzbegriffen standen.
Die Entwicklung des lateinischen Alphabets kann bis zu den ägyptischen Hieroglyphen zurückverfolgt werden. Der Buchstabe A ähnelte anfangs einem Oxen um den Lesern das Verstehen des Alphabets zu erleichtern – «a» steht für «aleph» (Oxe in Hebräisch). Das lateinische Alphabet kann als eine abstrahierte und rationalisierte Ausdrucksweise von Zeichen und Symbolen angesehen werden. Dies erschwert Lesbarkeit enorm, da sich die Schriftzeichen in ihrer Form teilweise sehr nahe liegen, manchmal fast identisch sind wie zum Beispiel die Minuskeln (Kleinbuchstabe) «p» und «q» oder «b» und «d».
Lesen und Schreiben war bis zur Erfindung des → Buchdrucks, 1440 durch Johannes Gutenberg, in Europa einzig dem Klerus vorbehalten. Die damalige Bevölkerung tauschte sich neben mündlicher Verständigung auch über Bilder, Symbole und Zeichen aus.
Durch das Erlernen der alphabetischen Zeichen von allen Bevölkerungsgruppen sind die ursprünglichen Bild- und Zeichen in den letzten 500 Jahren in Europa fast vollständig verloren gegangen. Jedoch denken und träumen wir auf der ganzen Welt in einem abstrahierten, verschwommenen und schwer fassbaren bildhaften Vorgang. Würde uns eine Schrift aus Bildzeichen daher nicht näher liegen? Asiatische Schriften arbeiten mit Bildzeichen und nicht mit Buchstaben.
Auch in westlichen Gebieten haben in einigen Bereichen des Lebens verschiedene Zeichen – vor allem in der visuellen → Kommunikation – einen wichtigen Platz gefunden: Mit Bildmarken, als Teil der Unternehmenskommunikation, entwickelt sich zum Beispiel eine wichtige Bild-Sprache. «Bildmarke» wird umgangssprachlich auch «Logo» oder «Signet» genannt und kann in die Gruppe der Zeichen eingeordnet werden. Ist diese Bild-Sprache vertraut, wird die Wiedererkennung des Unternehmen gesichert. Ähnlichkeiten bei diesen Signeten müssen gekonnt eingesetzt oder vermieden werden.
Während Markenzeichen den Verkauf fördern, sind Verkehrszeichen in den von Menschen stark besiedelten Orten ein unumgänglicher Begleiter geworden.
Die räumliche Orientierung in grossen Gebäuden wäre ohne Wegweisung undenkbar und im modernen Verkehr sind die Verkehrszeichen inzwischen zur lebenswichtigen Notwendigkeit geworden. Die genaue Funktionsweise der meisten Verkehrszeichen muss von zukünftigen Autofahrern vor der Zulassung erlernt werden; Zeichen im Fussverkehr müssen eindeutige Funktionsanweisungen schnell und einfach – und ohne vorherige Prüfung – vermitteln.
Wir Gestalter und Kommunikationsverantwortliche müssen uns über die Kraft von Symbolen bewusst sein.
Symbole sind nie universell verständlich und haben je nach Kultur verschiedene Bedeutungen. Eine gutes Beispiel dafür ist die ISO 7001: 1974 wurde von der internationalen Organisation für Normung ein Standard für Piktogramme und Symbole publiziert. In dieser Norm sind bis heute noch Mängel zu finden, weil die Norm hauptsächlich auf den angelsächsischen Raum ausgerichtet wurde, aber global funktionieren sollte: Ein Messer und eine Gabel als Zeichen für Restaurant? International betrachtet sind Messer und Gabel überhaupt kein Standard-Werkzeug in Zusammenhang mit «Essen»! Auch Das Piktogramm für Parkplätze «P» ist nur in wenigen Sprachen die Tatsächliche Abkürzung für «Parkplatz».
Zu den derzeit neusten Zeichensysteme in unserem Alltag gehören die Emojis. Die Bezeichnung Emoji kommt aus dem Japanischen und bedeutet übersetzt Wort-Bild. Die nonverbale Kommunikation geht beim Schreiben verloren, gerade deshalb feiern Emojis weltweit ihren Erfolg. Sie ermöglichen uns, Gefühle über ein Bild auszudrücken; auch weil wir mit Wörtern und Buchstaben oft an unsere Grenzen stossen. 2015 wurde sogar das Emoji „rolling on the floor laughing“ zum Wort des Jahres gewählt!
Quellen:
Adrian Frutiger, Symbole Zeichen, 1997
Ruben Peter, The Politics of Design, 2016