7 +-2 in Handschrift geschrieben

The Magical Number 7

plus/minus 2

Mai 2020 | Ira Giesen

Zufall, Mystik oder doch nur pure Einbildung?

 

Die magische 7 hat es in sich, egal ob in der Bibel, in der Ehe oder in Märchen, sie mahnt uns und zeigt klare Grenzen auf!

 

Die 7 Weltwunder lassen uns staunen, die 7 Samurai lehren uns das Fürchten, das verflixte 7. Jahr macht uns zu schaffen, die 7 Todsünden beängstigen uns. Ebenso wie die 7 fetten und 7 mageren Jahre aus der Bibel und der zerbrochene Spiegel, der 7 Jahre Pech bringt, bevor 7 Jahre Glück folgen sollen.

 

Gott schuf die Welt in 7 Tagen (!). Die Brüder Grimm versteckten Schneewittchen mit ihren 7 Zwergen hinter den 7 Bergen. Wenn wir von allem genug haben, packen wir unsere 7 Sachen und verreisen auf Wolke 7, auf der Abraham schon auf uns wartet …

 

Wer sie zum Leben erweckte

 

Der US-amerikanische Psychologe George Armitage Miller (1920–2012) hat Tests durchgeführt, um herauszufinden, wie viele Infomationseinheiten sogenannte Chunks der Mensch gleichzeitig aufnehmen und im Kurzzeitgedächtnis behalten kann. Zur grossen Überraschung sind das 7 +/– 2, damit war die Magical Number 7 geboren (Miller, Georg A., The magical number seven, plus or minus two: Some limits on our capacity for processing information. Psychological Review, 1956, vol. 63, pp. 81–97).

 

Ohne Trick läuft nichts

 

Selbst durch Training kann die natürliche Gehirnkapazität nicht auf mehr als 9 gesteigert werden. Es gibt allerdings einen Trick, mit dem man an dieser Zahl rütteln kann: das sogenannte Chunking. Dabei werden einzelne Chunks zu Einheiten geordnet, die wir uns besser merken können.

 

Versuchen Sie einmal sich folgende Buchstabenreihe zu merken:

R B E U A N G R H S Ü C

 

Die meisten werden Mühe haben.

 

In einer anderen Reihenfolge werden wir das wohl mühelos schaffen:

Ü B E R R A S C H U N G

 

Bei Wörtern lernen wir gleichzeitig die Bedeutung mit, sie hilft uns besser, das Wort zu memorieren. Auch wenn wir es zuerst lernen mussten.

Das Chunking hat aber natürliche Grenzen. Ein Gedicht mit 7 Strophen à 7 Zeilen müssen wohl die meisten mühsam pauken und es so ins Langzeitgedächtnis transportieren. Kurzzeitig merkt sich sowas kaum noch jemand.

Buchcover von George A. Millers "The magical Number Seven"

 

Das Buch von George A. Miller: «The Magical Number Seven.»

Signito und die Sieben

 

Auch bei Signito steht diese Zahl im Zentrum unserer Arbeit und unseres Handelns. Wenn man das «Chunking» einmal ausklammert, weil es dennoch ein «Lernen» voraussetzt, kann man folgenden Punkten einmal Beachtung schenken:

 

  • den Menüpunkten (Navigation) auf einer Internetseite
  • den Elemente auf einer Übersichtstafel
  • der Teilnehmerzahl in einem Meeting oder einer Kerngruppe
  • Traktanden auf einer Liste
  • Legenden und Farben auf einer Karte
  • Themen für Sitzungen
  • generellen Informationseinheiten

 

Wenn es mehr als 7 (+/– 2) sind, wird es unübersichtlich und unkoordiniert. Das berücksichtigen wir in unseren Projekten und in unserer Arbeitsweise, in die wir unsere Kunden jederzeit und gerne mit einbeziehen.

Die sieben WEltwunder illustriert

 

Die sieben Weltwunder der Antiken Welt (von links nach rechts, von oben nach unten): Die Pyramiden von Gizeh in Ägypten, die Hängenden Gärten der Semiramis zu Babylon, der Tempel der Artemis in Ephesos, die Zeus-Statue des Phidias von Olympia, das Grab des Königs Maussolos II. zu Halikarnassos, der Koloss von Rhodos, der Leuchtturm auf der Insel Pharos vor Alexandria. Die unteren fünf Darstellungen sind kolorierte Ausschnitte der Kupferstichserie Octo Miracola Mundi (1572) von Maarten van Heemskerck Quelle: Wikipedia

Genesis – Die Schöpfungsgeschichte von Juli Gudehus, veöffentlicht in der Zeit, 1993.

 

Genesis – Die Schöpfungsgeschichte von Juli Gudehus, veröffentlicht in der Zeit, 1993.

Jede Regel hat eine Ausnahme

 

Auch wenn zahlreiche Forschungen dazu betrieben wurden, das Gegenteil zu beweisen oder andere Zahlen zu generieren, so hält man doch in vielen Bereichen an der 7 +/– 2 fest.

Die Millersche Zahl kommt daher in der Kommunikation, im Projektmanagement und im UX/UI-Design häufig und gerne zum Einsatz.

 

Einige Beispiele dafür sind:

 

  • Pro- und Contra-Listen, sie sollten nicht mehr als 7 Punkte umfassen
  • Auf PowerPoint-Slides o.ä. sollten nicht mehr als 7 Punkte aufgeführt werden
  • Websites sollten nicht mehr als 7 Menüpunkte haben
  • Logische Verknüpfungen sollten nicht mehr als 7 Elemente zusammenfassen
  • Schematische Darstellungen sollten nicht mehr als 7 Positionen aufzeigen
  • Präsentationen von Informationen sollten 7 nicht überschreiten
  • In einem Strukturplan sollte jedes Element in maximal 7 Unterelemente gegliedert werden

 

Hilfe in Sicht

 

Die Liste lässt sich endlos fortsetzen und auf viele Bereiche übertragen. Und wie bereits erwähnt ist auch sie umstritten, wie viele psychologische Phänomene. Da es im Leben aber nicht immer um Beweise geht, dient sie uns in vielen Bereichen zur Strukturierung komplexer Systeme, zu Reflexion und Reduzierung auf das Wesentliche und zur effizienten Informationsvermittlung.

Kurz: Sie macht unser Leben übersichtlicher.

Schneewittchen ist bei den meisten von uns die erste Geschichte, in der die Zahl 7 eine grosse Bedeutung spielt. Auch wenn wir wohl keinen der 7 Zwerge beim Namen rufen könnten.

Schneewittchen und die 7 Zwerge

Foto: Walt Disney

Quelle:

Miller, Georg A., The magical number seven, plus or minus two: Some limits on our capacity for processing information. Psychological Review, 1956, vol. 63, pp. 81–97