Wortaufnahme «Signaletik»

Duden | Ticket#10187837

Januar 2018 | Irene Stutz

Versteht man den Duden als umfassendes, deutsches Wörterbuch, ist «Signaletik» kein deutsches Wort. «Signaletik» existiert nämlich im Duden nicht. Dies werde ich ändern!

 

Ich habe mich informiert und bei Duden nachgefragt: Wie kommt ein Wort in den Duden?

Die Dudenredaktion sei ständig auf der Suche nach neuen Wörtern, die sie bei einer Neuauflage des Duden in das Wörterbuch aufnimmt. So durchkämmen sie z.B. mit Computerprogrammen riesige Textmengen im Internet und gleichen die Wörter mit denen im Duden ab. Treten neue Wörter in einer gewissen Häufigkeit auf, handelt es sich um einen so genannten «Neuaufnahmekandidaten», der in der Redaktion besprochen wird. Ausserdem nehme die Dudenredaktion auch Anfragen und Hinweise aus der Bevölkerung entgegen.

Wichtig ist, dass der Dudenkorpus nicht nur aus «nackten» Wörtern besteht, sondern jedes Wort «annotiert» ist. Das bedeutet, dass jedes Wort mit besonderen sprachlichen Informationen angereichert wird.

 

Ich bin der Ansicht: Das Wort «Signaletik» gehört in den Duden, annotiert mit den Begriffen «Leit- oder Orientierungssystem» und insbesondere mit den Begriffen «Orientierung, Wegweisung, Identifikation». Und so wurde ich aktiv:

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Mail: 07.11.17 | 17:46
An: Duden-Redaktion
Von: Irene Stutz, Signito GmbH
Betreff: [Ticket#10187837] Wortaufnahme «Signaletik»


Sehr geehrte Frau Hennig
Sehr geehrte Duden-Redaktion

 

Sie sind ständig auf der Suche nach Wörtern, die im Duden fehlen. Im Dudenkorpus fehlt ein in meinem Umfeld sehr relevantes Wort: die «Signaletik».

 

Ich arbeite seit mehr als zehn Jahren als Designerin im fachplanerischen Bereich der Signaletik: Wir gestalten strukturierte Informationssysteme für Architektur (Gebäude) und Raum (Areale). Die Systeme erklären definierten Zielgruppen die räumlichen Gegebenheiten und führen sie an ihre gewünschten Zielorte. Die Umsetzung erfolgt insbesondere in den nächsten Jahren immer öfter auch mittels digitalen Massnahmen (Digital Signage) anstelle von physischen Schildern und Tafeln.

 

Ich stelle in meiner Arbeit immer wieder fest, wie unterschiedlich der Begriff «Signaletik» verstanden wird. Insbesondere, wenn ein bestehendes Corporate Design der aktuellen Nutzer des Ortes der Signaletik keinen Einfluss auf die Gestaltung derselben hat, spricht man auch von Leit- oder Orientierungssystem. «Signaletik» gibt einem Raum oft auch eine gewünschte «Identität».

 

Ursprünglich stammt das Wort wohl aus dem Französischen – wie so einige Worte im deutsch-schweizerischen Sprachgebrauch: «la signaletique» bezeichnet z.B. das Schild an der Fassade eines Restaurants. Die «Identifikation» eines Ortes allein zeichnet jedoch eine durchdachte und funktionierende Signaletik nicht aus! Die «Orientierung» und «Wegweisung» spielen in diesem System eine genau so zentrale Rolle. Die drei Funktionen müssen also gut aufeinander abgestimmt werden. «Signaletik» müsste meines Erachtens deshalb mindestens mit den drei Worten «Orientierung», «Wegweisung» und «Identifikation» – oder ähnlich «orientieren», «leiten» und «kennzeichnen» – annotiert werden, um dem Begriff die entsprechende Tiefe und Breite zu geben:

 

Signaletik
Leit- oder Orientierungssystem
Orientierung, Wegweisung, Identifikation

 

Der Begriff «Signalisation» übrigens steht gemäss Duden für «Ausschilderung; Beschilderung». Im Gegensatz zu «Signaletik» verstehen wir den Begriff «Signalisation» primär als System von Wegweisern mit oft gelernten Inhalten: Die Strassen-Signalisation beispielsweise (oder ggf. auch die Wanderwegweiser oder die Signalisation der [SBB-]Bahnhöfe oder sonstigen Verkehrsbetrieben) ist ein Beispiel für «Signalisation»: ein System von Zeichen, Farben und Formen, die ein Nutzer vor dem Gebrauch lernt (z.T. mitsamt Prüfung) und die insbesondere unabhängig vom Ort des Einsatzes funktioniert. Gute «Signaletik» hingegen reagiert auf die räumlichen, situativen, sozialen und soziologischen Gegebenheiten eines spezifischen Ortes; sie ist gestalterisch einzigartig, massgeschneidert und funktioniert deshalb einmalig an diesem Ort.

 

Mit den besten Grüssen
Irene Stutz, Inhaberin und Geschäftsführerin