Die Heidelberger – auf einer der wohl bekanntesten Druckmaschinen werden unsere Visitenkarten produziert.
Wie unsere Giraffe unter die Walze kam
Letterpress mit der Heidelberger
Mai 2020 | Ira Giesen
Alle wollen es, jeder spricht davon, und wir waren endlich live dabei, als unser Giraffe unter die Walze kam … oder: Zu Besuch bei Franz in seiner Letterpress-Druckerei.
Aus der Schublade gekramt
Die Rede ist von «Letterpress». Der hippe Trendbegriff bezeichnet die englische Umschreibung für das Wort «Buchdruck» – und bezieht sich damit auf nichts anderes als das gute alte Druckverfahren, das uns der berühmte, aber schon fast vergessene Herr Johannes Gutenberg Mitte des 15. Jahrhunderts beschert hat.
Dabei wurden im sogenannten Bleisatz auf äusserst mühsame Art die einzelnen Buchstaben gesetzt, in Blöcken gruppiert (heute würde man von Text formatieren sprechen) und dann über die Walze aufs Papier gedruckt. Allerdings nur die Farbe, denn die empfindlichen Bleibuchstaben gingen unter zu viel Druck kaputt. So war es für jeden Setzerlehrling eine Gratwanderung, ob ihm eins mit dem Schraubenschlüssel übergezogen oder ob er für seine Arbeit gelobt wurde.
Damals, als ich während meines Studiums bei Rudolf Barmettler den Bleisatzkurs besuchte, wurde ich diverse Male heftig gerügt, wenn sich die Bleibuchstaben sichtbar in das Papier drückten. Dafür lernte ich sehr viel über das Anwenden und Setzen von Schriften.
Die Verwandlung
Heute ist, im Gegensatz zu damals, das Ziel des Letterpress-Verfahrens, dekorative Prägungen herzustellen. Und so wurde über die Jahre aus dem Fehler von damals das Objekt der Begierde von heute. Mit enormer Kraft wird die erhabene Druckform ins vorzugsweise sehr weiche und dicke Papier gepresst. Obwohl sich Fachleute nicht darüber einig sind, ob sich die Form in das Papier drückt oder sich das Papier liebevoll um die Form schmiegt. Wie dem auch sei, so kommen Farbe und Prägung gleichzeitig ins und aufs Papier. Jeder Schritt ist Handarbeit und mit jedem Druckdurchlauf muss alles neu und von Hand eingestellt werden.
Die Belohnung ist ein visuelles wie haptisches Erlebnis. Man könnte meinen, dem Papier wird in der Letterpress seine Seele verliehen, denn es ist ein wahres Wohlgefühl, über die Prägung zu streichen und es anzuschauen. Tatsache oder Einbildung, aber die wachsende Liebhaberschaft scheint die Tatsache zu unterstützen, dass keine neue Druckmaschine diesem Verfahren das Wasser reichen kann. Man muss von dieser Leidenschaft gepackt sein, denn der zeitliche Aufwand ist enorm und jeder Schritt ist Handarbeit.
Und weil die Werte von Signito sich darin widerspiegeln, war für uns klar, dass unsere Visitenkarten in diesem Verfahren produziert werden sollen, damit wir einen ebenso bleibenden Eindruck hinterlassen. Natürlich auch, weil wir alle beim Bleisatzkurs von Rudolf Barmettler die Liebe zum Detail kennengelernt haben.
Die Visitenkarten werden in der Heidelberger Druckmaschine gleichzeitig geprägt und bedruckt.
Unser Besuch bei Franz
Es dampft und knattert laut in der kleinen Druckerei in Neu St.Johann, während Franz blindlings alle Hebel und Griffe der Heidelberger mal drückt, dann wieder zieht – er verfolgt genauestens den Lauf der Maschine.
Genau so jemanden haben wir gesucht und zum Glück gefunden. Professionelle Handarbeit und höchste Schweizer Präzision, das was wir unseren Kunden auch bieten. Und Franz kanns, er beherrscht die Maschine und sein Handwerk.
Er stoppt sie und zieht einen Bogen heraus, um den Farbauftrag zu prüfen, schraubt etwas hier und dort und lässt sie wieder weiterlaufen. Das wiederholt sich dutzende Male, bis die Farbe, der Farbauftrag und die Tiefe der Prägung seiner und vor allem unserer Vorstellung entsprechen.
Man hat das Gefühl, eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit zu machen, wenn man sich in seiner Druckerei genauer umschaut. Die kleinen grossen Monster stehen auf Ölblechen, und neben jeder Maschine liegt die gleiche Auswahl an Werkzeug zum Einrichten und Einstellen. Jede von ihnen hat etliche Jahre auf dem Buckel und mit Sicherheit tausende Geschichten gedruckt. Und auf Knopfdruck machen sie noch immer die gleichen Bewegungen und Geräusche wie vor etlichen Jahren.
Und jetzt wird es bunt …
Von der PDF-Datei wird ein Film belichtet, und von diesem Film wird die Druckplatte erstellt.
Die magnetische Druckplatte wird auf der Trägerplatte positioniert.
Diese Platte wird in die Druckmaschine gespannt, und auf sie wird später das Papier gedrückt.
Zuerst werden einige Testdurchläufe gemacht, damit die Position und die Prägetiefe gleichmässig auf dem Bogen verteilt sind.
Einer der Testbogen, um Farbe, Farbauftrag und Prägung zu prüfen. Bis alles perfekt ist, braucht man mehr als nur einen Durchlauf. Im Gegensatz zum Digitaldruck hat man hier die Möglichkeit, die Farben anzupassen.
Im nächsten Schritt wird die Farbe und der Farbauftrag begutachtet.
Die Maschine wird perfekt eingestellt, damit das Ergebnis perfekt wird.
Franz beobachtet jeden Bogen, der von der Maschine gedruckt und geprägt wird.
Bis das Ergebnis stimmt und – wir zufrieden sind.
Franz kanns
Heute liegt die Besonderheit in der Veredelung der Druckerzeugnisse, und da sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt, bzw. Franz überschreitet sie sehr gerne und zeigt uns voller Stolz seine geglückten Experimente. Und die können sich sehen lassen. Sein Repertoire umfasst:
- Heissfolienprägungen
- Reliefschnittgravuren
- Micro-Embossing
- Nano-Embossing
- Letterpress
- Stanzungen
- Kaschieren
- Neu: Stanzen und Prägen bis 125 x 80 cm
Franz überrascht mit seiner Kreativität und zeigt uns, was alles möglich ist in der Welt der Heidelberger.
Hoffen wir auf viele weitere Jahre und gedruckte Geschichten.
Danke → Franz!
Viele Bögen mussten durch die Druckmaschine laufen, ehe die Karten fertig waren.
Das haptische Gefühl von Papier und Prägung kann man in Bildern fast nicht zeigen.
Wir freuen uns darauf, Ihnen diese wunderschönen Karten persönlich überreichen zu dürfen.